Digitalisierung, Mittelstand und Branchenperspektiven! Mitgliederversammlung am 27./28. Februar in Braunschweig
Zukunft, Innovation und Mittelstand im Fokus: Bei der Mitgliederversammlung des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersachsen-Bremen e. V. (kurz VGL Niedersachsen-Bremen e. V.) standen zentrale Zukunftsfragen zur Wirtschaft und Digitalisierung im Mittelpunkt. Mit hochkarätigen Vorträgen, spannenden Diskussionen und wichtigen Wahlen setzte die Veranstaltung starke Impulse für die grüne Branche und den Mittelstand.
VGL-Präsident Harald Kusserow, die Regionalgruppe Braunschweig und das Team der Geschäftsstelle in Bremen begrüßten 150 Gäste.
VGL-Präsident Harald Kusserow beglückwünscht Birgit Koormann zur Wiederwahl als Vizepräsidentin im Verband GaLaBau Niedersachsen-Bremen e. V. / Foto: VGL Niedersachsen-Bremen, Maria WokurkaBereits zum Auftakt der Mitgliederversammlung am Vortag waren mehr als 120 Mitglieder und Gäste angereist, um den Vortrag von Jens Kullmann und Marcel Lehmeier (Kullmann & Meinen GmbH) zum Thema „Unternehmensnachfolge“ zu hören. Die Kombination aus Vortrag und Interview mit den Kollegen Rolf und Lars Meyer zu Hörste (Meyer zu Hörste GmbH, Bad Rothenfelde) sowie Kjell Gutzke (Kretschmer GmbH, Langenhagen) als Beispiele für Unternehmensnachfolge innerhalb der Familie bzw. Übernahme durch einen leitenden Mitarbeitenden war informativ sowie kurzweilig und kam bei Unternehmerinnen und Unternehmern hervorragend an.
Mittelstand in Niedersachsen: Unsere Wirtschaft zukunftssicher gestalten
Am zweiten Tag rückten wirtschaftliche Herausforderungen und globale Zukunftsthemen in den Fokus. Benedikt Hüppe, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN), beleuchtete die aktuelle Lage des Mittelstands in Niedersachsen und zeigte Wege und notwendige Änderungen für eine zukunftssichere Wirtschaft auf. Folgende ausgewählte Punkte in Stichworten standen dabei im Mittelpunkt seiner Ausführungen:
- Mindestlohn: Eine Erhöhung des Mindestlohnes auf die seitens einiger politischer Akteure geforderten 15 €/h würde lt. Benedikt Hüppe im Durchschnitt eine Erhöhung der Tarifgitter von 10-11% für die mittelständische Wirtschaft zur Folge haben.
- Fachkräftemangel und -gewinnung: Benedikt Hüppe verwies auf die dringend notwendige Unterscheidung zwischen Asylmigration und Fachkräfteeinwanderung. Während illegale Asylmigration unterbunden werden müsse, sind die Unternehmen auf die Einwanderung von Fachkräften dringend angewiesen. Er verweist in diesem Zusammenhang auf das Welcome-Center der IHK Hannover In diesem Center soll künftig individuelle Betriebsberatung angeboten und bei der Fachkräfteeinwanderung aktiv geholfen werden, Pilotprojekte für die Zuwanderung aus Drittstaaten initiiert und neue Angebote zur Qualifizierung von An- und Ungelernten geschaffen werden, um so den leichteren Einstieg von Menschen mit Migrationshintergrund in Ausbildung und Arbeitsmarkt zu unterstützen.
- Bürokratie und Lohnnebenkosten: 82% aller Unternehmen in Niedersachsen geben die überbordende Bürokratie als größten Hemmschuh ihrer Tätigkeit an. Allein die EU habe in der letzten Legislaturperiode 5500 Regulierungsvorschriften erlassen. In Niedersachsen ist von der Landesregierung eine „Clearingstelle“ eingerichtet worden, an die Unternehmen und Verbände konkrete Vorschläge zum Abbau bürokratischer Vorschriften richten können. Auf die Bundespolitik bezogen forderte Benedikt Hüppe einen „Reset“ der Wirtschaftspolitik mit einer umfassenden Streichung von Förderprogrammen und stattdessen Senkungen von Steuern und Lohnnebenkosten für die Unternehmen.
Auf zwei Themen, die den GaLaBau besonders betreffen, ging Benedikt Hüppe dann noch speziell ein: Er kritisierte nachdrücklich die grundsätzliche Ausweitung der Maut auf Fahrzeuge > 3,5 t, da diese nur in einem geringen Umfang für die Schäden an Straßen verantwortlich zu machen sind und dies über die Kfz-Steuer bereits abgegolten sei. Besonders kritisierte er in diesem Zusammenhang die nicht nachvollziehbare Ungleichbehandlung der GaLaBau-Betriebe im Hinblick auf die sog. „Handwerkerausnahme“.
Im Hinblick auf die anstehende Novellierung des niedersächsischen Landesvergabegesetzes sagte Benedikt Hüppe dem GaLaBau-Verband Unterstützung bei der Wahrung der Tarifautonomie zu, so dass GaLaBau-Betrieben durch ausschreibende Stellen nicht die Anwendung branchenfremder (Bau-)Tarifverträge für Aufträge im fachlichen Überschneidungsbereich zwischen Bau und GaLaBau vorgeschrieben wird.
Branche weiterhin gefragt
VGL-Präsident Harald Kusserow blickte auf das vergangene Jahr, bewertete es – mit Einschränkungen – positiv und belegte dies mit den Ergebnissen der Konjunkturumfragen im Frühjahr und Herbst 2024. Die Umsatzzahlen der Landschaftsgärtner in Niedersachsen und Bremen kannten in den vergangenen 20 Jahren nur eine Richtung: Aufwärts – so Harald Kusserow. So stieg der Umsatz auch im vergangenen Jahr um 3,29 % auf 1,32 Mrd. €. Harald Kusserow verwies allerdings auch darauf, dass der Umsatz nichts über den Gewinn aussagt und hier in einigen Bereichen unserer Branche Einschnitte zu verzeichnen waren.
Insgesamt gab er einen optimistischen Ausblick auf die kommenden Herausforderungen und Chancen für die Branche. Für das vergangene Jahr 2024 hob Kusserow die Leistungen von Klara Thöle und Hanna Kanzelmeier, Siegerinnen des Landschaftsgärtner-Cups in Niedersachsen und Bremen, hervor. Trotz widriger Bedingungen für die beiden, erreichte das Damenteam auf Bundesebene einen beachtlichen zehnten Platz.
Zum Abschluss seines Rückblicks auf das vergangene Jahr bedankte sich Harald Kusserow bei den Betrieben Borchers GmbH aus Surwold und Werner Lüske GmbH aus Haselünne für die 50-jährige Mitgliedschaft im Verband GaLaBau Niedersachsen-Bremen e. V.
Für 25 Jahre Mitgliedschaft im Verband ehrte der VGL-Präsident die Betriebe Werner & Ragnitz Garten- und Landschaftsbau GbR aus Neustadt, Falko Werner Garten- und Landschaftsbau aus Eime sowie die Nietfeld GmbH aus Steyerberg.
Für den BGL berichteten Vizepräsident Thomas Büchner über aktuelle Entwicklungen und Aktivitäten aus dem Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) und Geschäftsführer Herbert Hüsgen über die Hintergründe der Beitragssteigerungen der SVLFG (Anerkennung „Parkinson“ als Berufskrankheit).
Zukunft 4.1 – Wie Digitalisierung unsere Welt rettet
Ein besonderes Highlight des Treffens war die Keynote von Jörg Heynkes – Unternehmer, Projektentwickler, Aktivist und Autor. Unter dem Titel „Zukunft 4.1 – Warum wir die Welt nur digital retten oder gar nicht“ zeigte Heynkes auf, welche gigantischen Chancen – aber auch Risiken – die derzeitigen digitalen Innovationen für die zukünftige Entwicklung auf allen Ebenen spielen. Der Zug von KI könne nicht mehr aufgehalten werden, es sei unvermeidbar und daher klug, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die rasante Entwicklung, die in vollem Gang ist, machte er eindrucksvoll in Ausblicken auf die nahe Zukunft für die Bereiche Ernährung, Mobilität, Energie und Robotik deutlich.
Birgit Koormann erneut zur Vizepräsidentin gewählt
Ein weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt war die Wiederwahl (ohne Gegenstimme) von Birgit Koormann zur Vizepräsidentin des VGL Niedersachsen-Bremen e. V.
Zur Veranstaltung und zum Verband
Veranstalter der Mitgliederversammlung ist der VGL Niedersachsen-Bremen e. V
Der VGL Niedersachsen-Bremen e.V. vertritt als Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband ca. 400 Fachbetriebe des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus und bietet seinen Mitgliedern vielfältige Dienstleistungen. Weitere Infos finden Sie unter www.galabau-nordwest.de.
Ansprechpartnerin:
Maria Wokurka (Referentin für Öffentlichkeitsarbeit)
Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersachsen-Bremen e.V.
Johann-Neudörffer-Str. 2, 28355 Bremen
Tel: 0421 53 641 65 | E-Mail: m.wokurka@galabau-nordwest.de
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