Gartenschauen in Niedersachsen brauchen Planungssicherheit!
Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen traf am Rande des Gärtnerfestes am Sonntag, 12. September 2010, auf der Landesgartenschau Bad Essen die Präsidenten der Gartenbauverbände
Am letzten Tag des Gartenfestivals „Herbstfeuer“, das vom 9. bis 12. September 2010 rund um Schloss Ippenburg stattfand, feierte man auf der Landesgartenschau Bad Essen ein Gärtnerfest. Mehr als 200 Gärtner aus allen Gärtnerverbänden und ihre Familien nahmen teil. „Ohne den Einsatz des gärtnerischen Berufsstandes, ohne Gärtner, Baumschulen und Garten- und Landschaftsbauer gäbe es keine Landesgartenschau!“, betonte Heinrich Sperling, der Geschäftsführer der Landesgartenschau Bad Essen 2010.
Neben Ministerin Astrid Grotelüschen nahmen Uwe Krebs, Vorsitzender des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersachsen-Bremen Manfred Behre, Präsident des Wirtschaftsverbandes Gartenbau und Hajo Hinrichs für den Bund Deutscher Baumschulen sowie Siegfried Dann für die Fördergesellschaft Niedersächsische Landesgartenschauen (FNL), Carsten Meyer, Gemeinde Bad Essen und Heinrich Sperling, Geschäftsführer Landesgartenschau Bad Essen 2010 GmbH an dem Gespräch teil.
Zum Stellenwert von Landesgartenschauen bemerkte Sperling: „Gartenschauen sind ein klassisches Konjunkturbelebungsprogramm, durch Gartenschauen werden Investitionen ausgelöst – und Gartenschauen erlauben, dass Betriebe aus der Region profitieren, bei der Landesgartenschau Bad Essen waren es über achtzig Prozent!“ Diese wirtschaftliche Bedeutung von Landesgartenschauen hob auch die Ministerin hervor und ergänzte: „Wenn man sich in und für die Region engagiert, kann eine Gartenschau auch zum Schaufenster des gärtnerischen Berufsstandes werden, die Betriebe können sich zeigen und sichtbar machen, was möglich ist und was sie können.“
Auf die Notwendigkeit, das Augenmerk verstärkt wieder auf öffentliches Grün zu richten, beispielsweise auf das Forum „Die grüne Stadt“, das dies Anliegen ebenfalls verfolge und auf Qualität und Wertigkeit von grünen Anlagen in Städten und Gemeinden verwies Uwe Krebs. Nächste Landesgartenschauen müssten auch „nicht unbedingt im ländlichen Raum“ stattfinden, das Thema „Lebensqualität in Städten“ sei eng mit „grünen Lungen“ verwoben. Dass das städtische Grün oftmals heute zusammen mit Abfall oder dem Bauhof in der kommunalen Verwaltung angesiedelt sei, zeige, dass man die Bedeutung des Grüns nicht hoch genug einschätze, so Krebs.
Dass das öffentliche Grün - und nicht nur die private Initiative - im Gefolge der Landesgartenschauvorbereitungen anders wahrgenommen und aufgewertet würde, betonte Carsten Meyer, erster Gemeinderat der Gemeinde Bad Essen. Da der „Impuls“ durch die Gartenschau nun gegeben sei, werde nun auch in Bad Essen das öffentliche Grün „weiter gepflegt“, versprach er.
„Grün in der Städten, das ist wesentlicher Bestandteil von Lebensort und –qualität!“, bekräftigte Uwe Krebs. „…und Gartenschauen sind besonders erfolgreich, wenn das Gartenschauergebnis auch von den Besucherzahlen her gut ist und das mediale und das Außeninteresse hoch sind, weil man dann vor Ort wirklich merkt, was sich mit der Gartenschau faktisch im Raum und auch in der Wahrnehmung verändert.“
„Als Fazit kann man doch sagen, dass wir uns hier alle einig sind, dass Gartenschauen ein Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität sind“, fasste Siegfried Dann zusammen. „Die Bündelung von Maßnahmen an einem Ort, die Highlights eines Sommers, für die sich alle anstrengen und die nachhaltig verbesserte Lebensqualität – und das nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Bewohner – das alles ist nicht nur Zufall, sondern auch Ergebnis politischen Handelns!“, das betonte Hajo Hinrichs.
Natürlich würden auch private Investitionen ausgelöst, doch es gebe auch Dinge, die seitens des Landes Niedersachsen erforderlich wären, damit sich Kommunen überhaupt leisten könnten, sich für eine Landesgartenschau zu bewerben.
Jeder Standort habe seine individuellen Besonderheiten, die ein Projekt einmalig machten, sagte Ministerin Grotelüschen. Wenn Bad Essen auch nicht im Detail als Beispiel dienen könne, so könne es doch Kommunen, die mit einer Bewerbung zögerten, einfach Mut machen. „Unser neuer Solepark passt zum Ort, die SoleArena ist maßstäblich und natürlich werden wir jetzt unseren Kurpark auch besser pflegen, weil wir wissen, es lohnt sich und das strahlt sicher auch aus“, bestätigte Carsten Meyer.
Wenn man sich so einig sei in der guten Wirkung von Landesgartenschauen in diesem Fall und auch im Allgemeinen, dann „besteht auch die Pflicht, das Thema am Leben zu erhalten!“, forderte Siegfried Dann als Vertreter der Fördergesellschaft. „Die Gärtner sind jedenfalls heiß darauf, dass es weitergeht!“ Und Astrid Grotelüschen antwortete: „Das Land auch. Und Bad Essen ist ein gutes Beispiel dafür, was man erreichen kann, wenn alle auf ein Ziel hin arbeiten. Angesichts der Haushaltlage des Landes ist es zudem notwendig, kreativ dabei zu sein, Sponsoren mit ins Boot zu holen!“, merkte sie an.
Der Gartenschaugeschäftsführer Heinrich Sperling forderte abschließend, „Gartenschauen in Niedersachsen planbar zu machen“. Er verwies auf das Beispiel von Baden-Württemberg. Dort werden Landesgartenschauen regelmäßig für einen Zeitraum von zehn Jahren vergeben, zudem entstehe sogar eine Konkurrenz von – immer recht zahlreichen - Bewerberkommunen, die ein Gartenschau ausrichten würden, weil man dort bereits die Erfahrung habe, dass sie in vielerlei Hinsicht nützlich seien – in touristischer Hinsicht ebenso wie in der Verbesserung der städtebaulichen Qualitäten vor Ort. Und Judith Dohmen-Mick, die Prokuristin der Bad Essener Landesgartenschau, ergänzte: „Gartenschauen wird man langfristig auch in Niedersachsen nicht ohne Fördermittel durchführen können!“ Zudem sei eine längere Vorlaufzeit enorm wichtig unter dem Stichwort der Planungssicherheit für Kommunen, Land und Berufsstand, zwei, drei oder mehr Jahre seien sinnvoll, darin war sich die Runde einig.
Foto: Ministerin Astrid Grotelüschen (rechts) zeigte sich beeindruckt von den Leistungen des gärtnersichen Berufsstandes. VGL-Vorsitzender Uwe Krebs (2 v.li.) machte die Bedeutung von Landesgartenschauen für die regionale Wirtschaftsentwicklung deutlich.
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